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Mit Glaubensstärke und weitem Herzen

Ruck-Schröder verabschiedet sich aus dem Sprengel Hildesheim-Göttingen

 

Hildesheim. Mit einem Gottesdienst in der Hildesheimer Michaeliskirche wurde Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder am Sonntag aus ihrem Amt im Sprengel Hildesheim-Göttingen verabschiedet. Landesbischof Ralf Meister entpflichtete die Theologin aus ihrem Leitungsdienst. „Wir danken Gott für deinen Dienst im Sprengel und in der ganzen Landeskirche", sagte Meister. Ruck-Schröder wurde im März zur Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen gewählt und tritt ihr neues Amt am 15. Juni an.

Die Michaeliskirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik, Gesellschaft, Ökumene und interreligiösem Dialog waren gekommen, um gemeinsam mit der scheidenden Regionalbischöfin einen festlichen Gottesdienst zu feiern. Die Liturgie gestalteten Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng, Superintendent Jan von Lingen sowie der theologische Referent der Regionalbischöfin, Pastor Dr. Yorick Schulz-Wackerbarth.

In ihrer Predigt blickte Ruck-Schröder auf die vergangenen vier Jahre im Sprengel zurück: „Vier Jahre kommen mir vor wie ein Wimpernschlag – doch manchmal kommt es gerade auf diesen Wimpernschlag an." Sie plädierte für eine Kirche, die sich nicht mit dem Bestehenden zufriedengibt. „Unterliegt nicht der Versuchung, zufrieden zu sein, wie es ist", sagte sie. Besonders hob sie die Bedeutung von Frieden und Dialog hervor: „Wenn Religionen nicht dem Frieden dienen, sondern Stressfaktoren sind, verlieren sie ihren Sinn."

Landesbischof Ralf Meister würdigte die scheidende Regionalbischöfin als Frau des Aufbruchs: „Du bist zugewandt, hast Lust, Menschen zu begleiten – und viele kennen deine handgeschriebenen Karten und Briefe."

Superintendent Jan von Lingen betonte in seiner Ansprache die Wirkung ihrer Amtszeit: „Viele könnten Geschichten erzählen." Stellvertretend für die zahlreichen Begegnungen und unterschiedlichen Gruppen sprachen drei Gäste ein Grußwort.

Hildesheims Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer würdigte Ruck-Schröders Engagement über kirchliche Grenzen hinweg: „Du warst immer zur Stelle, wenn es darum ging, Gesicht zu zeigen." Sie habe sich eingebracht, zugehört, das Gespräch gesucht. „Dem Gefühl der Verunsicherung bist du mit Zuhören begegnet", sagte Meyer. „Wir werden dich hier vor Ort vermissen – und ehrlich gesagt: Vier Jahre waren zu kurz."

Der emeritierte Weihbischof Heinz-Günter Bongartz betonte die ökumenische Verbundenheit: „Sie waren mit großer Verbundenheit unterwegs – und ich danke Ihnen auch im Namen von Bischof Heiner Wilmer." Ökumene sei keine auf Kompromiss getrimmte Kirchenpolitik, „sondern eine Einheit in Verschiedenheit". Ruck-Schröder habe sich „mit Entschiedenheit und Glaubensstärke den Menschen zugewendet".

Auch aus den eigenen Reihen des Sprengels kamen Stimmen des Dankes. Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng überreichte zum Abschied ein eigens gestaltetes Kunstwerk: „Der Sprengel-Engel soll ein Abschiedsgeschenk sein und weiße Wände füllen. Von weitem ist es ein Engel, von nahem bilden die Kirchenkreise den Körper." Jan von Lingen ergänzte: „Viele Sterne sind darauf zu sehen – 700 für alle Kirchen und Kapellen im Sprengel."

Superintendentin Cordula Trauner hob hervor: „Viele der 356 Gemeinden hast du besichtigt und Gottes Wort zu den Menschen gebracht." Stephanie von Lingen betonte: „Du hast Türen geöffnet und bist eine Lösungssucherin – und persönlich: mit weitem Herzen."

Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Ruck-Schröder bei allen, die bisher ihren Dienst begleitet haben – in der Landeskirche, im Bischofsrat, bei den Pastor*innen, Diakon*innen, Religionslehrkräften, Sozialarbeiter*innen und Ehrenamtlichen. Besonders hob sie die Ephorenkonferenz hervor, in der sich die Superintendentinnen und Superintendenten der acht Kirchenkreise des Sprengels regelmäßig austauschen. „Das ist das wichtigste Gremium, wo wir viel auch über uns hinausgedacht haben." Ihren Dank richtete sie schließlich auch an ihre Familie.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Kantorei und dem Bläserkreis St:Michaelis Hildesheim, Kirchenkreiskantor Mario Ehrenberg-Kempf, Kirchenmusikdirektorin Angelika Rau-Čulo und unter der Leitung von Björn Ackermann. Ein besonderer Höhepunkt waren die „Hildesheimer Schöpfungslieder" des Komponisten und Domkantors Michael Čulo, die im Gottesdienst erklangen. Ruck-Schröder würdigte in ihrer Predigt das Engagement der Kirchenmusiker*innen im Sprengel und die Gründung des Ausbildungsnetzwerks Kirchenmusik, das auf gemeinsame Initiative entstand.

 Fotos: Jens Schulze/ Sprengel Hildesheim-Göttingen