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Karwoche im Kirchenkreis

Traditionelle Gottesdienste

In vielen evangelisch-lutherischen Kirchen feierten Gläubige in der Karwoche Gottesdienste. In der Zeit zwischen Palmsonntag und Karsamstag wird des Leiden Jesu und seines Todes am Kreuz gedacht. Viele gedenken dem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern mit einem Tischabendmahl in der Kirche.

So trafen sich in der Münstedter Kirche knapp 50 Gläubige an einer großen Tafel im Altarraum. Fleißige Helferinnen und Helfer hatten Brot, Weintrauben, Käse, Wasser und Wein vorbereitet. Nach dem Lied „Laudate omnes gentes“ und einem im Wechsel mit Pastorin Marion Schmager gesprochenen Gebet teilten die Besucherinnen und Besucher wie schon vor mehr als 2000 Jahren das Brot miteinander, aßen, tranken und unterhielten sich angeregt.

„Jesus hinterließ mit dem gemeinsamen Essen seinen Jüngern eine Form der Erinnerung an ihn. Das Abendmahl damals fand einfach so statt, ohne Priester, ohne Kirche, mit Dingen, die jeder Zuhause hatte. Es war ein bewusst einfacher Ritus, der bis heute an jedem Küchentisch, irgendwo draußen im Freien, im Gefängnis oder an jedem beliebigen Ort stattfinden kann“, sagte Pastorin Schmager in ihrer Tischrede. Mit dem Lied „Bleibet hier und wachet mit mir“ wurde dann das Abendmahl eingeleitet, das in der Stille ausgeteilt wurde. Das Tischabendmahl endete mit der gemeinsamen Bitte um Segen.

Am Karfreitag standen die Gottesdienste im Kirchenkreis im Zeichen des Gedenkens. „Ich möchte Ihnen gratulieren, dass Sie heute hier sind. Viele meiden den Karfreitag, denn er ist kein einfacher Feiertag. Jedes Jahr gibt es Beschwerden über Tanzverbot und Feiertagsruhe. Dabei wird vergessen, dass wir heute nicht nur dem Leiden Christi gedenken, sondern dem Leid in der Welt, verbunden mit der Hoffnung, dass es verwandelt werden möge. Leider hat das in einer Gesellschaft im Optimierungswahn keinen Platz“, sagte Pastorin Eva Bartkowski, die in der Kapelle in Blumenhagen um 9 Uhr morgens – zur Stunde der Verurteilung Jesu – Gottesdienst hielt.

In Ihrer Predigt griff sie das Thema „Wahrheit“ auf und erzählte dazu die Geschichte, wie Jesus eine Herberge suchte, sie fand und sich dort alles zeigen ließ, nicht nur die schönen Räume, sondern trotz Widerstand des Herbergsvaters auch den Keller und einen geheimen Raum der voller Gerümpel war. Er begutachtete alle Dinge einzeln und legte sie dann wieder an ihren Platz.

„Als Jesus Monate später erneut in der Herberge war, dankte ihm der Herbergsvater. Er konnte nun ohne Angst in seinen Keller gehen, hatte sich von vielen Dingen getrennt, aber andere bewusst aufbewahrt, auch wenn die Erinnerung daran mit Schmerz und Trauer verbunden war. Seelisches Gerümpel neu zu ordnen, sich damit und mit der Wahrheit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, ist wichtig für unsere Persönlichkeit“, betonte Pastorin Bartkowski.

In einem Kreis aus allen Gästen in der Kapelle wurde Abendmahl gefeiert, bevor sich alle gegenseitig den Segen zusprachen und dazu ein Kreuz in die ausgestreckten Hände des Nachbarn zeichneten.

Nach dem Segen verließen die Besucher still, ohne Orgelnachspiel die Kirche. Bis zum Abend des Karsamstag schweigen nun Glocken und Orgel in allen Gotteshäusern.

Am späten Abend des Karsamstag oder am frühen Ostersonntagmorgen laden die Gemeinden dann zu Ostergottesdiensten ein, in den der Auferstehung Jesu gedacht wird.