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Statt Thesen gab es Wünsche an der Luther-Tür

Gottesdienst zum Reformationstag mit witzigem Pastorentheater

Groß Lafferde. Wie überall im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Peine feierte man auch in der Bernwardskirche am Reformationstag einen Gottesdienst. Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte das beliebte Pastorentheater aber leider nicht in gewohnter und beliebter Form stattfinden.

„Das Stück Luthers Erben von Peter Henze ist leider zu lang, um es in Zeiten schädlicher Aerosole ganz aufzuführen. Da haben wir uns gedacht: Zeigen wir Ihnen doch einfach unsere Proben“, erklärte Pastorin Ursula Kopitzki-Schröder in ihrer Begrüßung.

Das Stück war eingebettet in einen Kurzgottesdienst. Inhaltlich geht es um die bekannte Stelle aus dem biblischen Römerbrief 1,17: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“ und darum, was Luhers Erkenntnis aus diesem Satz heute bedeutet.

Bei den Proben herrschte dann augenscheinlich nicht so sehr viel Disziplin, waren doch die Pastoren Lothar Dreyer und Dominik Christian Rohrlack sowie Schaupsieler Lars Schindler zunächst ganz alleine im Altarraum und warteten vergeblich auf die Frauen. Da erklang plötzlich laut das bekannte Reformationstagslied „Ein feste Burg“ durch das Kirchenschiff.

„Ich komme ja sonst nie zum Üben und wenn ich nicht üben kann, gibt es im Gottesdienst keine Musik“, beschwerte sich Organistin Ingrid Rüscher von der Orgelempore.

Da fegten dann auch schon die teils als Hexen kostümierten Frauen Saskia, Bachmann, Vanessa Möllring, Brigitte Lüddeke, Kerstin Bachmann, Elfi Bräuer und Judith Drews auf die Bühne, um lauthals Gleichberechtigung einzufordern.

„Mulier taceat in ecclesie!“, rief laut der inzwischen zum Luther und Tetzel in Personalunion mutierte Pastor Rohrlack. „Die Frau schweige in der Gemeinde“, erklärte Pastor Dreyer den Nicht-Lateinern unter den Gottesdienstbesuchern.

Darüber entbrannte eine hitzige Diskussion, die in der Frage mündete, was Gott eigentlich von den Menschen erwartet. „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben. Du kannst dir die Liebe und Wertschätzung Gottes nicht erkaufen, nicht mit guten Werken und nicht mit Ablassbriefen. Du bist gerechtfertigt, geliebt und angenommen, so wie du bist“, erklärte Luther alias Pastor Rohrlack schließlich.

Zum Abschluss des Stückes nagelten alle Schauspieler dann statt Thesen ihre Wünsche an eine Tür, die am Altar lehnte. Diese waren vielfältig und reichten von Nächstenliebe über Gleichberechtigung bis hin zu Corona-Impfstoff.

Der kurzweilige Gottesdienst endete mit den Fürbitten und dem Segen. Am Sonntag gab es dann noch eine Wiederholung in der Ölsburger Trinitatiskirche, um möglichst vielen Besuchern die Teilnahme zu ermöglichen.